„Enzyklopädie aus Fleisch und Blut“, eine Rezension

Also, ich bin ja keiner, der zu gerne Rezensionen schreibt, die über einen Satz hinausgehen, aber da es hier um eine der wenigen originären Deutschen OSR-Produktionen geht… muß ich meinen Senf dazugeben. Und es geht hier um die Vorabversion, ich weiß also nicht, was sich noch ändert. Ich versuch‘ Spoilerfrei zu bleiben.

Es geht um die „Enzyklopädie aus Fleisch und Blut“ von Thomas Jetzfellner, „für Stufen 4+“ und „AD&D 2/OSR-Kompatibel“. Ok, Illustrationen, Layout und Autor aus einer Hand finde ich schonmal gut. Weil, mach ich auch so… 😉

Zum Layout eines Vorweg, was mich tierisch, aber vielleicht ungerechtfertigterweise weil Geschmackssache, stört: Die Nutzung von Aufzählungen mit einem extrem hässlichen dicken schwarzem Pfeil. Ich hoffe, das wird noch geändert, die Auflistungen an sich finde ich schon…. naja, eher unübersichtlich und unnötig kompliziert, und dann noch dieser DICKE Pfeil. DICK! Wirklich nervig. 😉

Die Hintergrundgeschichte ist etwas zu Umfangreich für meinen Geschmack, aber es wird halt erzählt wie der Ort so funktioniert. Vorgewürfelte RW finde ich nicht gut, weil es ein wenig von Spielerverarsche hat, in meinen Augen, aber kann man machen – kann man ja auch lassen. Tips (Neue Rechtschreibung ist illegal in Schleswig-Holstein!) zum Nichtdoofspielen wie „Nimm die Entscheidungen der Spieler ernst!“ und die Spielwelt und lass die Würfe rollen find ich sehr gut.

Das die Anreisekarte durch die Ästhetik von Metalcovern inspiriert sein soll find ich auch gut und intuitiv begreifbar, das die ganzen Orte nur einen halben Satz und nicht mehr Details bekommen, nicht. Wozu dann die Karte, wenn ich eh alles selber machen muß? Außerdem unnötige Magieeinschränkungen…

Der Dungeon selbst ist zwar cool, aber leidet etwas unter seiner Gleichförmigkeit – es gibt 97 gleiche Stockwerke, die nur durch Details, also, coole Details, aber trotzdem, sich unterscheiden, und diese Details müssen auch noch selbst erwürfelt werden, aus einer viel zu wenig abwechslungsreichen Tabelle. Ich sag nicht welche Details. Da wäre die Beschreibung von einer handvoll anderen Stockwerken besser – hier ist die Wand eingebrochen, hier sind rebellische Untergebene etc.

Sowieso, es fehlt mir etwas das Flair. Die ganzen Nichtmonsterbewohner sind… unbeschrieben? Ja, einfach – flach und geschmacklos. Die Bilder, die einige, wenn auch nicht alle, Raumbeschreibungen dagegenhalten sind ziemlich gut, aber dadurch fällt der Unterschied auf. Zumindest ein paar Beispielhafte Charaktere, das wäre schon nicht schlecht… der BBG kriegt das, aber ich würde sagen, im Idealfall und wenn sie schlau spielen, treffen die Spieler nicht auf den, für Stufe 4 Charaktere wäre das auch eher TPK. Selbst die beschriebenen NSC-Gruppen haben so gut wie nichts außer etwas, was sie suchen, und +1 Waffen… aber eben keinen Charakter. Nichtmal ein Holzbein, eine Augenklappe oder einen Papageien auf der Schulter. Und jetzt weißt du auch warum das so nützliche Werkzeuge sind, solche kleinen Details, weil du an Piraten gedacht hast.

Und ich werd mir mit mirselbst auf den Tod nicht einig, ob ich die Karten ohne Raster gutfinde – da das Layout recht einfach zu erkennen ist, ok, aber andererseits… :/

Das ganze Ding ist… ausbaufähig. Und das ist aber auch seine Stärke, meiner Meinung nach. Es gibt halt eine Menge Ansatzpunkte, wo man selber weitermachen kann. Für jemanden, der sich ins gemachte Nest setzen will, ist dieses Abenteuer bestimmt nichts, aber als Grundlage fürs Selberbauen ganz gut.

Ok, und wenn du schon ein PDF anbietest, dann nutz doch die Möglichkeiten mit Inhaltsverzeichnis und interner Verlinkung. 2020!!1! 😉 Aber, Vorabversion. Ok.

Kriegt viereinhalb von zehn Hamstern so wie es ist, Vorabversion, einiges ist echt cool, aber halt nicht zuende gebracht/gedacht, meiner Meinung nach. Wer sich die Mühe nicht scheut und sich 10 oder so Leute erschafft, mit wirklichen Motiven und Zielen aus den verschiedenen Gruppen und dann noch eine Handvoll Extrastockwerke, kann ein exzellentes Abenteuer draus machen. Aber man muß die Arbeit halt reinstecken oder hervorragend improvisieren können. Kauft es euch und schaut selbst, das Geld kommt jedenfalls beim Autor an.:)

Und dann Gedenken wir in einträchtiger Stille noch dem Hamster, der für diese Rezension sein Leben lassen mußte, weil ich micht nicht zwischen vier und fünf Hamstern entscheiden konnte. R.I.P., Hansi!

Bis denn dann

Euer Rorschachhamster

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